Petzi-bär oder Lipi ...

... werde ich genannt, mein eigentlicher Name ist aber Conversano Sessana 27 und geboren bin ich am 17.2.1995 in Piber. Ich bin nämlich als 27. Lipizzanerbaby im Jahr 1995 im Bundesgestüt zur Welt gekommen und stamme väterlicherseits von der Conversano-Linie ab. Meine Mama war Sessana. Aber über meine Fohlen- und Remontenzeit kann ich nicht allzu viel erzählen, außer dass es auf ganz schönen Weiden noch viele andere meiner Rasse gab.

So ganz anders wurde mein Leben ab jenem Tag, wo ich nach Kottingbrunn ins Reit- und Therapiezentrum kam. Ich sollte dort mit meinem zarten Alter von 4 ½ Jahren als Therapiepferd und Schulpferd eingeschult werden. Damals konnte ich noch nicht wirklich viel. Ich bekam es anfangs wirklich mit der Angst zu tun, wenn mir in der Halle beim Üben ein anderes Pferd entgegenkam. Das Galoppieren war für mich ein kleines Chaos, ich sortierte meine Beine immer falsch und dann hörte ich immer „Kreuzgalopp!“. Ich war mit dieser Umstellung, mit dem Anblick so verschiedenartiger Pferde ziemlich überfordert und wurde dann beim Üben auch nervös, was eigentlich gar nicht zu meinem grundsätzlichen Charakter passt. Das artete so aus, dass ich nicht einmal mehr einen gemütlichen Schritt gehen konnte, und dann hörte ich „Pass!“.

Zu dieser Zeit wurde im Stall aber auch auf eine Prüfung für den Lehrwart für Behindertenreiten hintrainiert. Da begegnete ich dann zum ersten Mal meinem Frauchen, Martina. Sie fand mich von Anfang an sehr hübsch. - Ich muss gestehen, da sah meine Mähne auch noch etwas eleganter aus. Außerdem war ich noch ziemlich dunkel. Auf jeden Fall hatte die Stallchefin dann nur selten Zeit mit mir zu üben, und Martina hat sich dann immer mehr um mich gekümmert und mir das richtige Galoppieren beigebracht, und bald bin ich auch nicht mehr panisch durch die Halle gerast, wenn ein anderes Pferd auf mich zukam.

Martina hatte die Prüfung für den Behinderten – Reitlehrwart dann auch noch mir zu verdanken. Bei der Prüfung wollte sie der Prüfer, nachdem sie schon auf zwei anderen Pferden geritten war, nämlich auf einem jungen Pferd sehen. Und da war er dann endlich zufrieden mit dem Können meines jetzigen Frauerls.

Also, im Nachhinein bin ich ja heilfroh, dass ich doch noch gepasst bin wenns mir zu viel war! Das war dann nämlich der Grund, warum man meinte, ich sei als Therapiepferd nicht so wirklich geeignet. Nur Martina war da anderer Meinung…

So wurde ich im März 2001 Martina´s Petzibär und wechselte in einen Stall, wo Frauchen nicht so weit fahren musste. Wir übten fleißig Dressur, auch wenn meine Chefin immer sagt, sie wolle kein Turnier gehen, Hauptsache, es macht Spaß und tut mir gut. Martina und ihre Trainerin waren auch wirklich sehr geduldig mit mir und so legte ich meinen nervösen Pass zur Gänze ab. Außerdem lernte ich wirklich schöne Landschaften kennen, denn von nun an gab es auch Ausritte. Zwischendurch lernte ich immer wieder Menschen mit einer Körperbehinderung und verschiedene Kinder kennen, und Frauerl gewöhnte mich mehr und mehr an Rollstühle und Rampen, an Bälle und Tücher und was-weiß-ich-noch-alles.

Im Winter des Jahres 2002/03 bekam ich einen ekelhaften Husten. Frauchen probierte wirklich viel verschiedene Sachen aus! Sie stopfte mir auch wirklich grausige Kräuter ins Maul und erntete verwirrte Blicke, weil sie mir eine glühende Zigarre auf den Rücken hielt. Dann steckte mir ein Arzt auch noch einen Schlauch bis weiß-ich-wohin! Viele Ratschläge, aber nichts half. Zum Glück…

Mein Frauchen wollte ebenso wenig wie ich noch irgendeinen Tierarzt sehen und beschloss dann ziemlich spontan, mich einfach auf eine Weide zu stellen, um zu sehen ob dies den Husten lindern würde.

So zogen wir im Mai 2003 nach Wiesen. Ich kann mir kein anderes Leben mehr vorstellen als das in einem Offenstall (und Frauchen für mich auch nicht)! Mein Husten verschwand so schnell wie er gekommen ist und ich habe seitdem keine ernsthaften Probleme mehr damit. Natürlich wird Martina leicht nervös, wenn ich im Winter vom Schneefressen mal verkühlt bin, aber da bin ich ja nicht der einzige.

Aber jetzt fällt mir ein, dass dieser langwierige Husten noch eine positive Auswirkung hatte. Da ich ja nicht schwitzen durfte während dieser Zeit, musste sich Frauchen eine andere Beschäftigung für mich einfallen lassen. An der Hand spazieren wurde bald eintönig, also wurde ich zum Fahrradbegleitpferd. Mit der Zeit war das dann aber auch recht bald langweilig. Und so kamen wir zu den Zirzensischen Lektionen. Anfangs probierte Martina mit dem Buch in der Hand aus, mir etwas beizubringen. Das klappte zwar ganz gut, aber dann wollte sie mir noch mehr lernen, und mir macht das auch furchtbar Spaß! Da gibt’s immer ganz viel Gutis! Mittlerweile kann ich das Kompliment und steige liebend gern auf das Postament. Derzeit versucht Frauchen grad mir den Spanischen Tritt beizubringen. Aber es ist nicht ganz so einfach, meine Vorderbeine im Gehen so vorzuschwingen.

Mittlerweile bin ich natürlich auch ein super verlässliches Therapiepferd. Ich mach meinen Job auch gern, weil es einfach eine nette Abwechslung für mich ist und ich das nicht jeden Tag machen muss.

Frauchen macht ja auch ganz gern Ausritte mit mir. Manchmal hat sie dann auch noch ein zweites Pferd neben mir mit Halfter und Strick mit. Das find ich aber auch nur witzig und o.k. wenn es nicht zu oft ist, sonst werde ich eifersüchtig und dann kann ich auch ein bisschen grantig sein. Wenn wir als Gruppe raus gehen, mach ich meistens das Schlusslicht. Die andren Reiterinnen finden mich nämlich urlangsam. Aber das lässt mich ziemlich kalt. Wenn wir länger unterwegs sind, kommt mir das dann immer sehr sinnvoll vor, dass ich mir meine Kräfte so einteile. Da lassen andre schon alles hängen, geh ich noch immer mein Tempo. Frauchen meint dann immer ich sei wie ein Duracell-Männchen.

Martina ist also echt happy mit mir und ziemlich stolz auf mich. - Und ich bin auf der Wiesener Wiese mit den vielen Kumpels auch wirklich glücklich!

Das Pferd als Therapeut
Kontakt
Pferdefotos
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren